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5 von 7 ehemaligen Kurz-Vertrauten arbeiten jetzt für Investmentfirmen oder bei ÖVP-Spendern

In welchen Jobs arbeiten die ehemaligen Vertrauten von Sebastian Kurz heute? //Bilder: BKA/Regina Aigner/Andy Wenzel/Dragan Tatic/Florian Schroetter

Wer hätte das gedacht? 5 von 7 ehemaligen Kurz-Vertrauten arbeiten heute für Investment-Fonds oder bei ÖVP-Spendern. Die vielen Kontakte aus ihrer Zeit in der Politik haben bei der Job-Suche wohl nicht geschadet. Vor allem haben sie sich ausgezahlt: In ihren neuen Jobs verdienen die Kurz-Vertrauten mitunter ein Vielfaches ihrer früheren Politikergehälter. Aber was machen Blümel, Köstinger & Co heute genau? Die NeueZeit hat die Unternehmen, in denen die “Kurzianer” arbeiten, unter die Lupe genommen.

Grafik: NeueZeit.at

Die meisten der engen Vertrauten von Ex-Kanzler Sebastian Kurz haben sich aus der Politik verabschiedet. Und gegen die meisten von ihnen – allen voran gegen Kurz selbst – laufen weiterhin Ermittlungen. Viele wandern aus, heuern bei Großkonzernen an oder gründen selbst Unternehmen. Was aber machen die “Türkisen” heute genau? Ein Blick auf die Unternehmen, in denen die “Kurzianer” arbeiten zeigt einen eindeutigen Trend in Richtung Finanzwirtschaft. Die NeueZeit hat die neuen Jobs der türkisen Truppe zusammengetragen.

Sebastian Kurz

Der zweifache Alt-Kanzler Sebastian Kurz arbeitet seit Anfang 2022 bei der Investmentfirma “Thiel Capital” des US-Investors Peter Thiel. Thiel ist einer der einflussreichsten Investoren im Silicon Valley. Er gilt als rechter Vordenker und Trump-Unterstützer. Sebastian Kurz ist für ihn als “Global Strategist” tätig. Welche Aufgaben er in dieser Funktion genau erfüllt, ist nicht bekannt. Einschlägige Qualifikationen hat der ehemalige Berufspolitiker und Studienabbrecher für eine Stelle in einem Investment-Unternehmen aber wohl ohnehin nicht. Vielmehr dürfte Kurz wegen seiner vielen Kontakte in Politik und Wirtschaft von Nutzen sein.

Daneben wurde im Juli 2022 bekannt, dass Kurz gemeinsam mit dem österreichischen Investor Alexander Schütz das Unternehmen „AS2K“ gegründet hat. Alexander Schütz war einer der Großspender für Sebastian Kurz. Das neue Unternehmen soll sich auf Investments im Technologie-, Gesundheits- und Pflegebereich konzentrieren. Verkündet wurde das im konservativen Online-Medium “Exxpress”, dessen Herausgeberin Schütz’ Ehefrau Eva Hieblinger-Schütz ist. Sie arbeitete zuvor im Kabinett von Ex-Finanzminister Hartwig Löger. Ihr Chef war damals Thomas Schmid.

Seit November 2022 sitzt Kurz außerdem als Ehrenmitglied im Beirat des Abraham Accords Peace Institute (AAPI). Gegründet wurde es von Jared Kushner, dem Schwiegersohn von Ex-US-Präsident Donald Trump. Das Ziel des Instituts ist die Förderung des Dialogs zwischen Israel und den arabischen Ländern. Mit dem Israeli Shalev Hulio gründete Kurz zudem ein Technologie-Start-up. Hulio war zuvor Geschäftsführer einer Firma, die durch Cyberangriffe auf Journalisten, Politiker und Menschenrechtsaktivisten aufgefallen war.

Gernot Blümel

Der ehemalige Finanzminister Gernot Blümel arbeitet seit März 2022 als Chief Executive Officer (CEO) der “Superfund Group”. Das ist ein Zusammenschluss von Investment-Unternehmen, die sich auf den sogenannten Hochfrequenzhandel spezialisiert haben. Dabei werden Aktien und Anleihen an der Börse mithilfe von Computerprogrammen in Sekundenbruchteilen gekauft und verkauft – und das im richtigen Moment, um den größtmöglichen Gewinn zu erzielen.

Blümel ist vor allem für die internationale Expansion der Unternehmensgruppe zuständig. Er pendelt zwischen Wien, Tokio, Hong Kong, New York, Vaduz und Zürich. “Mit Gernot Blümel bekommt Superfund einen CEO, der in der internationalen Finanzwelt exzellent vernetzt ist”, schreibt Superfund Gründer und Alleineigentümer Christian Baha in einer Aussendung. Im August wurde bekannt, dass Gernot Blümel außerdem seinen Wohnsitz in die Schweiz verlegt hat. Dort will er seine “Anonymität” genießen.

Elisabeth Köstinger

Vor Kurzem wurde bekannt, dass die im Mai zurückgetretene Landwirtschafts- und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger ab 1. September das österreichische Finanztechnologie-Unternehmen “Mountain-View Data” leiten wird. Das Unternehmen beobachtet und analysiert die Entwicklung von zahlreichen multinationalen Konzernen und Investmentfonds. Mountain-View Data sammelt also Informationen aus der Wirtschaft – wie zum Beispiel wer wann wo investiert hat – und verkauft diese Informationen an große Anleger wie Banken, Pensionsfonds oder Versicherungskonzerne.

Wie auch beim neuen Arbeitgeber von Gernot Blümel, Superfund, besteht das Geschäftsmodell von Mountain-View Data darin, Anlegern dabei zu helfen ihren Gewinn zu maximieren. Noch eine Gemeinsamkeit gibt es zwischen Blümels und Köstingers neuen Jobs: Mountain-View Data steht ebenso wie Superfund im Besitz von Unternehmer Christian Baha.

Elisabeth Köstinger will sich als CEO um die internationale Expansion des Unternehmens kümmern. Der Firmensitz befindet sich praktischerweise in Köstingers Heimatbundesland Kärnten in der Gemeinde Diex.

Margarete Schramböck

Die ehemalige Wissenschafts- und Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck war als Quereinsteigerin von Sebastian Kurz in die Politik geholt worden. Davor arbeitete sie als Managerin für verschiedene Technologie-Konzerne, darunter die A1 Telekom Austria. In der Regierung sorgte sie immer wieder für Spott, beispielsweise mit dem gescheiterten Projekt “Kaufhaus Österreich”.

Nach ihrem Ausscheiden aus der Politik im Mai 2022, zeitgleich mit Elisabeth Köstinger, wechselte die Tirolerin nun wieder in die Privatwirtschaft. Am 7. Juni gründete sie das Unternehmen “MSCH Management GmbH”. Schramböck ist die alleinige Eigentümerin sowie Geschäftsführerin. Das Unternehmen ist in der Unternehmensberatung tätig.

Thomas Schmid

Lange war Thomas Schmid einer der engsten Vertrauten von Sebastian Kurz. Als im Zuge der Nachforschungen rund um das Ibiza-Video Schmids Handy beschlagnahmt wurde, kamen zahlreiche belastende Chat-Nachrichten an die Öffentlichkeit. Nachrichten von Sebastian Kurz an Schmid wie “Kriegst eh alles was du willst” oder die Feststellung Schmids, die ÖVP sei die “Hure der Reichen” sind mittlerweile fast legendär. Letztendlich führte die Chat-Affäre zum Ausscheiden nicht nur Thomas Schmids von der Spitze der Staatsholding ÖBAG, sondern auch von Sebastian Kurz als Bundeskanzler.

Was Schmid aktuell beruflich macht, ist nicht bekannt. Von der ÖBAG erhielt er jedenfalls noch eine Abfindung von 200.000 Euro. Im Februar 2022 wurde publik, dass Schmid seinen Wohnsitz nach Amsterdam verlegt hat. Mutmaßlich deshalb, um sich vor seiner Aussage im ÖVP-Korruptions-Untersuchungsausschuss zu drücken. Wer nicht mehr im Inland wohnt, kann U-Ausschüssen nämlich fernbleiben.

Trotzdem muss Schmid nun eine „Beugestrafe“ von 6.000 Euro zahlen, weil er ein Erscheinen vor dem U-Ausschuss verweigert. Ob er zu einem der kommenden U-Ausschuss-Terminen erscheinen wird, ist noch offen.

Bernhard Bonelli

Bernhard Bonelli war von Beginn an einer der engsten Vertrauten von Sebastian Kurz. Zunächst als Berater im Außenministerium und später als Kabinettschef des Bundeskanzlers. Bonelli soll sogar Kurz’ Trauzeuge bei dessen Hochzeit gewesen sein.

Seit seinem Rückzug aus der Politik ist Bonelli jedenfalls in der Finanzwirtschaft tätig. Gemeinsam mit einem früheren Unternehmensberater gründete er dieses Jahr einen Fonds. Dieser soll von Investoren mit einem zweistelligen Millionenbetrag ausgestattet werden. Anschließend soll das Geld in Software-Unternehmen investiert werden, die expandieren wollen.

Axel Melchior

Der ehemalige ÖVP-Geschäftsführer Axel Melchior war bis zu seinem Rückzug Ende 2021 Generalsekretär und Mediensprecher der ÖVP. Auch er war ein enger Vertrauter von Kurz. Anfang des Jahres heuerte er beim Tiroler Bauunternehmer Klaus Ortner an. Dort soll er, wie schon bei der ÖVP, für “interne Kommunikation und Organisation” zuständig sein.

Ortner gehörte zu den größten Spendern von Sebastian Kurz: Er überwies der ÖVP fast eine Million Euro. Axel Melchior wird sich jedoch nicht völlig aus der Politik zurückziehen. Sein Nationalratsmandat will er nämlich behalten.

Diese Kurz-Vertrauten haben noch einen Job bei der ÖVP

Mit PR-Guru Gerald Fleischmann, Ex-Pressesprecher Johannes Frischmann und dem Strategen Stefan Steiner arbeiten drei essenzielle Kurz-Weggefährten noch immer für die ÖVP. Fleischmann, der unter Kurz für die Kommunikation zuständig war und als “Mr. Message Control” galt, wurde nun sogar zum neuen Medienchef der ÖVP-Bundespartei ernannt.

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