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Weinburg zeigt wie’s geht: Wie eine Gemeinde ihren Supermarkt rettete

Während viele Gemeinden in Österreich ohne Lebensmittelgeschäft auskommen müssen, geht Weinburg in Niederösterreich einen anderen Weg: Statt aufzugeben, übernimmt die Gemeinde 2021 den ortsansässigen Supermarkt und sichert so nicht nur die Nahversorgung, sondern auch Arbeitsplätze.

Am Land mangelt es an Nahversorgern. Wer einkaufen, einen Brief verschicken oder Geld abheben möchte, muss dafür oft viele Kilometer zurücklegen. Geschäft, Post oder Bankomat im eigenen Ort zu haben – das ist längst nicht mehr selbstverständlich. Laut einer Studie des Lebensmittelhandelsverbandes gibt es in rund 400 österreichischen Gemeinden kein Lebensmittelgeschäft. Mehr als ein Viertel davon betrifft Niederösterreich. Hier haben 110 Orte keinen Supermarkt. Ohne Auto sind Alltagswege vielerorts eine enorme Herausforderung.

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Im ADEG-Markt in Weinburg setzt man vor allem auf leistbare und regionale Lebensmittel. (Foto: Gemeinde Weinburg)

Die Gemeinde Weinburg im Bezirk St. Pölten-Land zeigt, dass es auch anders geht. Als hier der letzte Supermarkt im September 2021 aufgrund der niedrigen Umsätze endgültig geschlossen wurde, drohte dieselbe Versorgungslücke wie in vielen anderen Ortschaften. Statt aufzugeben, hat Weinburg die Nahversorgung selbst in die Hand genommen: da sich kein langfristiger Pächter fand, beschloss der Gemeinderat einstimmig den örtlichen Supermarkt einfach selbst zu führen.

Weinburg sichert Nahversorgung im Ort

Als klar wurde, dass in Weinburg das einzige Lebensmittelgeschäft schließen muss, handelte der Gemeinderat sofort. Den Mietvertrag für die Räumlichkeiten, den Ankauf der Geschäftsausstattung und den Beitritt zur Gesellschaft ADEG beschloss man einstimmig. Im März 2021 wurde das “neue alte” Lebensmittelgeschäft im Ort eröffnet. Heute läuft es mit großem Erfolg weiter. Zur Freude der Gemeindebürgerinnen und Bürger.

„Mit unserem Nahversorger sichern wir die Grundversorgung in Weinburg – direkt vor Ort, mit leistbaren und regional produzierten Lebensmitteln. Darüber hinaus bieten wir praktische Dienstleistungen wie Reinigungsservice, Bargeldbehebung und – ganz besonders wichtig – einen verlässlichen Postservice. Damit stärken wir das tägliche Leben unserer Bürgerinnen und Bürger und tragen aktiv dazu bei, dass unser Ort lebendig und lebenswert bleibt“, so SPÖ-Bürgermeister Michael Strasser.

Die Gemeinde ermöglicht den rund 1400 Weinburgern, Lebensmittel weiterhin im eigenen Wohnort zu besorgen. So können sich Kinder nach der Schule eine Jause holen oder ältere Menschen problemlos ihren Einkauf erledigen, ohne auf ein Auto oder die Verwandtschaft angewiesen zu sein. Neben Lebensmitteln findet man im Geschäft außerdem einen Postschalter und einen Bankomat.

Wie ein Geschäft das Dorfleben stärkt

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4 Jahre ADEG! März 2025 feiert Weinburg das Jubiläum seines Supermarktes. (Foto: Gemeinde Weinburg)

Mit Projekten wie Weinburgs eigenem Supermarkt kann man der Abwanderung entgegenwirken. Denn damit haben viele ländliche Regionen Österreichs zu kämpfen. Das Geschäft bietet nicht nur Lebensmittel, sondern schafft auch Arbeitsplätze. Nachdem die Gemeinde der Gesellschaft beigetreten ist und das Lebensmittelgeschäft als Gewerbe angemeldet hatte, konnte Weinburg auch schon die Marktleiterin sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Laden anstellen. Geschäftsführer ist Bürgermeister Strasser.

Außerdem dient der Nahversorger als Treffpunkt für das soziale Leben. Einen Ort für Plaudereien zu haben, schadet nie. Daher nimmt Weinburg auch in Kauf, dass der Markt zurzeit noch ein Verlustgeschäft ist. Seit der Eröffnung konnte der Supermarkt den Umsatz aber jährlich steigern. Der Bürgermeister zeigt sich zuversichtlich:

Unser Ziel ist es, den Markt Schritt für Schritt so weiterzuentwickeln, dass er langfristig kostendeckend betrieben werden kann. Dafür investieren wir jetzt in Ausbau und Optimierung, weil wir überzeugt sind, dass der Markt für die Grundversorgung im Ort unverzichtbar ist.“

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