in ,

Finanzminister kriegt 19.072€ pro Monat, aber meint: Eure Löhne sind Schuld an Teuerung

Da konnte Finanzminister Magnus Brunner noch lachen. Im Februar am Opernball. Gemeinsam mit Karoline Edtstadler (l.), und Martin Kocher (r., alle drei ÖVP). Für die teuerste Opernball-Loge würde eine durchschnittliche Arbeitnehmerin fast 250 Tage arbeiten müssen. Diese Woche meinte Brunner, dass die Löhne der Österreicher:innen zu hoch und Schuld an der anhaltenden Teuerung seien. Welch Dekadenz! // Credits: BKA/ Christoph Dunker

Jeder dritte Haushalt kann sich wegen der Teuerung weder Lebensmittel, noch die Wohnung leisten. Finanzminister Brunner meint: Schuld daran seien die „zu hohen“ Löhne der Österreicherinnen und Österreicher. Klingt unlogisch? Ist es auch!

Im Februar schwebte Brunner noch am Opernball über’s glatt polierte Parkett. Ein Vergnügen, dem die meisten Österreicherinnen und Österreicher wohl nie beiwohnen werden können. Eine reguläre Eintrittskarte für den Ball der „High Society“ kostete 350 Euro, die teuersten Logen fast 24.000 Euro. Während die einen trotz Teuerung noch hübsch gekleidet tanzen konnten, müssen die anderen nur wenige Monate später in leere Geldbörsen schauen. Denn jeder dritte Haushalt kommt aktuell nicht mehr mit seinem Lohn durch’s Monat.

Nun meint der Finanzminister in der Sendung „Report“ am Dienstag aber, die hohen Löhne seien Schuld an der Teuerung. Ob er schon mal auf seinen eigenen Gehaltszettel geschaut hat?

Gerade jetzt: Höhere Löhne, damit Leben wieder leistbar ist

19.072 Euro bekommt ein Minister in Österreich. Im Vergleich zum Vorjahr gab’s für die Politikerinnen und Politiker –  inflationsbedingt – ein Plus von 5,3 Prozent. Also 960 Euro mehr gegenüber 2022.

Ein Drittel aller Haushalte kommt aktuell mit ihrem Gehalt nicht mehr aus. Sie können sich die Lebensmittel im Supermarkt, den Strom oder die Wohnkosten kaum noch leisten. Der Annahme, dass höhere Löhne oder Lohnabschlüsse einzelner Branchen die Treiber der Inflation seien, dem widerspricht jedenfalls auch Gabriel Felbermayr, Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO). Aus wissenschaftlicher Sicht gäbe es keine sogenannte „Lohn-Preis-Spirale“ – also einem Steigen der Preise durch höhere Löhne. Die Preise würden viel eher deswegen seit Monaten explodieren, weil Unternehmen ordentlich Profit durch die Teuerung geschlagen haben.

Das meinen auch die Gewerkschaften, die Arbeiterkammer und nicht zuletzt der Parteivorsitzende der SPÖ, Andreas Babler. Letzterer wetterte sogar, dass sich Finanzminister Brunner über den Gegenwind nach so einer Aussage nicht wundern dürfe. Immerhin haben andere Länder in Europa treffsichere Schritte gegen die Teuerung gesetzt. Bleibt die Frage: Sind nicht etwa die höheren Löhne, sondern eher so manch inkompetenter Politiker Schuld an der Teuerung?

Ob Finanzminister oder Opernball-Lady: Lösungen haben sie keine

Wundern dürfen solche „respektlosen“ Aussagen von ÖVP-Politiker:innen nicht mehr. Erst kürzlich meinte die ehemalige Opernball-Organisatorin und ÖVP-Nationalratsabgeordnete Maria Großbauer, dass Kinder aus einkommensschwachen Familien doch einfach mehr Äpfel essen sollten. Das würde sich mit den spendablen 2 Euro am Tag, die die ÖVP gegen Kinderarmut locker gemacht hat, ausgehen. Auch SPÖ-Klub-Vizechefin Julia Herr konnte den Aussagen der ÖVP kaum trauen: Kein Kind und keine Familie soll in einem reichen Land wie Österreich in Armut leben müssen, ließ sie im Nationalrat wissen.

Newsletter bestellen

Mit dem Klick auf "Abonnieren" bestätigen Sie die Datenschutzrichtlinien.
Jetzt auch bei Telegram abonnieren!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

22kLikes
1.1kFollow us
1.2kFollower
Abonnieren 
Jörg Haider und Gerhard Dörfler haben einen Großteil der Kelag an den deutschen RWE-Konzern verkauft. Das fällt den Kärntnerinnen und Kärntnern nun auf den Kopf. Bild: Montage

Strompreis: 2001 verkaufte Haider einen Großteil der Kelag. Heute zahlen die Kärntner drauf

Image by Wiroj Sidhisoradej on Freepik

Ab Herbst 2023 gibt es Gratis-Nachhilfe für Pflichtschüler im Burgenland