In Tirol müssen Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter in völlig verdreckten Quartieren wohnen. Zusätzlich verlangen die Arbeitgeber horrende Mieten für diese Unterkünfte. Die Gewerkschaft Pro-Ge lässt sich das nicht länger gefallen und hat mit einem Ultimatum gekontert. Erste Unternehmen haben Verbesserungen zugesagt.
Vergammelte Kühlschränke, Kochstellen mit dicker Schmutzschicht, kaputte Fliesen und verdreckte Kästen: So bringen einige Zeitarbeitsfirmen aus Tirol ihre Leiharbeiterinnen und -arbeiter unter. Und für diese Quartiere ziehen sie ihnen auch noch horrende Beträge vom Gehalt ab: Trotz 2.000 Euro Mindestlohn bekommen viele nur 1.000 Euro überwiesen. Im September hat die Gewerkschaft Pro-Ge den Arbeitgebern deshalb ein Ultimatum gestellt: Entweder sie sorgen für saubere Unterkünfte und angemessene Bezahlung – oder ihre Namen landen in den Medien. Inzwischen haben erste Unternehmen reagiert. Die Gewerkschaft prüft nun ihre Rückmeldungen.
Leiharbeit: Recht auf gleichen Lohn wie Stammbelegschaft
Im September reichte es der Gewerkschaft Pro-Ge in Tirol. Denn Leiharbeitsfirmen in Tirol ignorieren teilweise Kollektivvertrag und Arbeitsrecht. Den Arbeitnehmern stehen nämlich 2.000 Euro Mindestlohn zu. Müssen sie für ihre Arbeit reisen, hat der Arbeitgeber das zu bezahlen. Das gleiche gilt, wenn Leiharbeiterinnen oder Leiharbeiter für die Verrichtung ihrer Arbeit auswärts übernachten müssen. Doch die Leiharbeitsfirmen ziehen für Transport und Unterbringung absurde Beträge vom Lohn ab. Dadurch bleiben Leiharbeiterinnen und Leiharbeitern teilweise nur noch 1.000 Euro Überweisung von ihrem Lohn.
Das sind Methoden, wie man sie aus Skandalreportagen über Wanderarbeiter auf den Feldern Südeuropas kennt. Dabei müssten die Arbeitgeber ihnen “jene Kollektivvertrags-Löhne bezahlen, die die Arbeiter:innen des Beschäftigerbetriebes für vergleichbare Tätigkeiten erhalten”, erklärt Thomas Giner, der Landesgeschäftsführer der Pro-Ge-Tirol. Auch hygienisch einwandfreie Unterkünfte stehen ihnen zu.
Unterkünfte: Vergammelt und desolat
Doch die Realität schaut anders aus: Vergammelte Kühlschränke, Mikrowellen, mit millimeterdicken eingebrannten Dreckschichten, versiffte Kästen. So sehen die Unterkünfte aus, in denen einige Zeitarbeitsfirmen aus Tirol ihre Leiharbeiter unterbringen.
Welche Unternehmen das betrifft, wollen Giner und der zuständige Gewerkschaftssekretär und Vorsitzende der FSG Tirol, Bernhard Höfler, erst im Jänner bekannt machen. Bis dahin geben sie den Unternehmn Zeit, für anständige Bezahlung und Unterbringung zu sorgen. Erste Leiharbeitsfirmen hätten Verbesserungen zugesagt, berichtet Giner der NeuenZeit auf Anfrage: Die Gewerkschaft “prüft die Rückmeldungen derzeit”. Die Pro-Ge-Tirol will jedenfalls alle Mittel ausschöpfen, wenn die Leiharbeitsfirmen nichts ändern, betonen Giner und Höfler. Denn: „Wir sind es leid, bei einzelnen Betrieben in Tirol feststellen zu müssen, dass nicht nach Gesetz oder Kollektivvertrag gearbeitet und bezahlt wird!“